Die US Open finden bekanntlich in New York statt. Kaum jemand erinnert sich noch an den ehemaligen Austragungsort der US-amerikanischen Meisterschaften: Von 1881 bis 1914 wurde am Newport Casino, im Seebad Newport in Rhode Island gespielt. Das Newport Casino war keine Spielbank, sondern ein exklusives Clubhaus für Angehörige der Oberschicht. Auch heute noch findet in Newport jährlich im Anschluss an Wimbledon auf 13 Rasenplätzen ein ATP-Rasenturnier statt. An diesem Ort des Vorläufers der US Open befindet sich inzwischen mit der „International Tennis Hall of Fame“, kurz ITHF genannt, ein Tennis-Museum, das gut drei Autostunden von New York entfernt zahlreiche Tennisfreunde aus aller Welt anzieht.

Seit dem Ende der 1930er Jahre verfiel das Newport Casino Gebäude zunehmend und im Jahr 1953 wurde es durch ein Feuer weitgehend zerstört, so dass der Verkauf oder ein Abriss drohte. James Van Alen, der Vorstand des Vereins, dem das Casino gehörte - später berühmt geworden als Erfinder des Tiebreaks - kam auf die Idee, an dieser Stelle ein großes Tennis Museum zu errichten. Die rund 1.500 Quadratmeter große Ruhmeshalle des Tennissports wurde bereits 1954 eröffnet und ehrt derzeit mehr als 250 Tennis Legenden, von Ivan Lendl und John McEnroe bis hin zu Steffi Graf und Martina Navrátilová. Die Besucher der International Tennis Hall of Fame finden nicht nur Porträts der bedeutendsten Persönlichkeiten des Tennissports, sondern allerlei Wissenswertes rund um die großen Tennislegenden. Sie können auch am „Tennis Culture Touch Table“ ihr Tenniswissen testen. Recht beliebt sind zudem die Videosequenzen von bedeutenden Tennis-Matches. Ein eindrucksvolles Roger Federer-Hologramm präsentiert in 3D die besten Schläge des Schweizer Tennisprofis.

Von der International Tennis Federation ist das Tennismuseum in Newport seit 1986 als offizielle Hall of Fame des Tennissports anerkannt. Mit Steffi Graf, Boris Becker, Gottfried von Cramm, Hans Nüsslein, Hilde Krahwinkel und Michael Stich sind derzeit sechs deutsche Tennislegenden in der Hall of Fame vertreten. Gottfried von Cramm wurde 1977 erst nach seinem Tode aufgenommen, ebenso wie Hans Nüsslein 2006 und Hilde Sperling in 2013. Boris Becker erhielt die Ehrung im Jahr 2003, Steffi Graf 2004 und Michael Stich 2018.

Interessant ist das Auswahlverfahren der Tennis Hall of Fame. Wer erwartet, dass Serena Williams, Roger Federer, Rafael Nadal oder Novak Đoković sicherlich längst vertreten sind, wird sich wundern. Der Grund: Die Kandidaten für die International Tennis Hall of Fame müssen bereits mindestens fünf Jahre lang ihre aktive Tenniskarriere beendet haben. Neben diesen so genannten „Recent Players“ gibt es auch noch die „Master Players“, bei denen das sportliche Karriereende bereits mehr als 20 Jahre vergangen ist. Nicht nur Tennisspieler, sondern alle Personen, die sich um den Tennissport verdient gemacht haben, können in die ITHF aufgenommen werden, also beispielsweise Funktionäre der großen Tennisverbände und Sportjournalisten als so genannte „Contributors“. Seit der „Class of 2010“ kommen auch Rollstuhltennisspieler als Kandidaten in Frage. Das Aufnahmeverfahren ist streng geregelt. Das „Tennis Media Panel“, ein Gremium aus Tennisjournalisten der ganzen Welt entscheidet, welche Recent Players im jeweiligen Jahr nominiert werden und schließlich Eingang in die Ruhmeshalle des Tennissports finden. Bei den Master Players und den Contributors sind zusätzlich die lebenden Mitglieder der Hall of Fame stimmberechtigt. 75 Prozent der Stimmen sind jeweils erforderlich, damit es einem Kandidat gelingt, als Tennis Legende in die International Tennis Hall of Fame zu kommen. Jährlich am Finalwochenende des Turniers in Newport gibt es eine feierliche Zeremonie mit der Bekanntgabe der neuen Mitglieder der Tennis Hall of Fame.

Class of 2000: Mal Anderson, Robert Kelleher, Martina Navrátilová
Class of 2001: Ivan Lendl, Mervyn Rose
Class of 2002: Mats Wilander, Pam Shriver
Class of 2003: Boris Becker, Françoise Dürr, Nancy Richey, Brian Tobin
Class of 2004: Steffi Graf, Stefan Edberg, Dorothy Cheney  
Class of 2005: Jim Courier, Yannick Noah, Jana Novotná, Earl Buchholz
Class of 2006: Patrick Rafter, Gabriela Sabatini, Gianni Clerici, Nancye Wynne, Marion Jones, Arthur Gore, Karel Koželuh, Herbert Lawford, Simonne Mathieu, Hans Nüsslein
Class of 2007: Russ Adams, Sven Davidson, Pete Sampras, Arantxa Sánchez Vicario
Class of 2008: Michael Chang, Gene Scott, Mark McCormack  
Class of 2009: Monica Seles, Andrés Gimeno, Donald Dell, Robert Walter Johnson
Class of 2010: Brad Parks, Derek Hardwick, Natallja Swerawa, Mark Woodforde, Todd Woodbridge, Gigi Fernández, Owen Davidson
Class of 2011: Andre Agassi, Peachy Kellmeyer
Class of 2012: Jennifer Capriati, Gustavo Kuerten, Manuel Orantes, Mike Davies, Randy Snow
Class of 2013: Martina Hingis, Charlie Pasarell, Cliff Drysdale, Thelma Coyne Long, Daphne Akhurst, James Anderson, Wilfred Baddeley, Blanche Bingley, Charlotte Cooper, Hilde Sperling, Ion Tiriac
Class of 2014: Lindsay Davenport, Chantal Vandierendonck, Nick Bollettieri, Jane Brown Grimes, John Barrett
Class of 2015: Amélie Mauresmo, David Hall, Nancy Jeffett
Class of 2016: Marat Safin, Justine Henin, Yvon Petra, Margaret Scriven
Class of 2017: Andy Roddick, Kim Clijsters, Monique Kalkman-van den Bosch
Class of 2018: Michael Stich, Helena Suková
Class of 2019: Mary Pierce, Jewgeni Kafelnikow, Li Na
Class of 2020: Goran Ivanisevic, Conchita Martinez

Die International Tennis Hall of Fame hat erst kürzlich eine Änderung der Aufnahmerichtlinien vorgenommen. Für nicht mehr zeitgemäß wird die Master Players Kategorie gehalten und somit komplett gestrichen. Außerdem wurde eine neue Fan Voting Komponente eingeführt. Alle vier Jahre ist zudem zukünftig eine Aufnahme in die Kategorien Rollstuhltennis und Contributors möglich. Als Kandidaten bei den ehemaligen Tennisprofis kommen nun Spieler in Frage, die entweder fünf große Einzeltitel gewonnen haben oder nur drei große Einzel-Titel, sofern sie sich mindestens 13 Wochen als Nummer 1 der Welt gehalten haben. Wer als Doppel-Spezialist die Ehrung erhalten möchte, muss 15 Doppel-Titel gewonnen haben. Die Alternative: 12 Doppel-Titel plus mindestens 52 Wochen an der Spitze der Weltrangliste. Weiterhin werden nur Spieler in die Tennis Hall of Fame aufgenommen, die ihre aktive Karriere vor mindestens fünf Jahren beendet haben. Daher müssen auch Serena Williams und Roger Federer noch einige Zeit warten, bevor sie Eingang in die Tennis-Ruhmeshalle finden werden. In der Class of 2019 konnten sich Mary Pierce, Jewgeni Kafelnikow und Li Na als neue Mitglieder in der Ruhmeshalle des Tennissports durchsetzen.

Für die so genannte „Class of 2020“  waren Jonas Björkman, Sergi Bruguera, Goran Ivanisevic und Conchita Martinez für die Aufnahme in die Tennis Hall of Fame nominiert. Die Tennisfreunde konnten beim Fan-Voting unter vote.tennisfame.com vom 26. August bis 29. September 2019 bei der Aufnahme in die Hall of Fame mit entscheiden und so die ITHF Player Voting Group, bestehend aus rund 140 Tennisjournalisten, Historikern und Mitgliedern der Hall of Fame, unterstützen. Geschafft haben es Goran Ivanisevic und Conchita Martinez. Die Anzahl der Legenden in der International Tennis Hall of Fame wird damit auf 257 Personen anwachsen.

Wer beim nächsten Mal mit entscheiden möchte, welche Tennisspieler bei der Class of 2021 in die Tennis Hall of Fame gelangen werden, wählt unter vote.tennisfame.com innerhalb des Abstimmungszeitraums diejenigen Kandidaten aus, von denen er denkt, dass sie die Aufnahme in die International Tennis Hall of Fame verdient haben. Danach nur noch die eigene E-Mail-Adresse angeben. Jede Person darf nur einmal an der Abstimmung teilnehmen. Nach der Überprüfung gelangt sogleich eine Bestätigungs-Mail ins eigene Postfach. Zum Modus: Die drei besten Spieler bei der Fan-Abstimmung erhalten 1 bis 3 Bonus-Prozentpunkte. Um gewählt zu werden, muss ein Kandidat mindestens 75 Prozent der Stimmen der ITHF Player Voting Group inklusive des Fan Voting Bonus erhalten.